Vor der Einführung des Christentums im Norden spielten Ziegen eine bedeutende Rolle in der Mythologie.

 

Ziegen wurden neben anderen Tieren als Opfertiere benutzt. Teile der Ziegen wurden auf bestimmte Weise in Opferteichen geopfert. Nach dem schlachten wurde das Fleisch wohl genutzt und das Fell mit dem Schädel und den unteren Teilen der Beine in heiligen Sümpfen versenkt. Solch geopferter Tiere fand man aus der Eisenzeit und noch aus dem Mittelalter, so dass sich dieser Brauch wohl offenbar heimlich noch einige Jahrhunderte nach der Christianisierung gehalten hat. Verständlich, dass das Christentum darauf mit einer gewissen Satanisierung vor allem von Ziegenböcken reagierte.

 

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Zwei bekannte Geschichten aus der nordischen Mythologie beziehen sich auf Ziegen:

 

Tandgnost und Tandgrisner

 

Der Gott Thor fuhr mit einem Wagen, gezogen von zwei Ziegenböcken mit den Namen Tandgnost und Tandgrisner (‚die mit den Zähnen fletschen und knirschen“) durch die Gegend und prügelte sich mit Riesen herum. Zum Abendessen wurden die Böcke geschlachtet und gegessen. Die Knochen wurden auf den Fellen gesammelt, am Morgen schwang der Gott mal kurz seinen Hammer über das Ganze und schupp, waren die Böcke wieder da und die Reise ging weiter. Als er mal bei einer Familie übernachtete und sie zu Bockbraten einlud, brach der Sohn Tjalfe, trotz Warnung, einen Markknochen auf, um an das Mark zu kommen. Daraufhin lahmte der Bock. Zur Strafe musste Tjalfe in Zukunft mit dem Gott auf Reisen gehen, hat sich aber wohl bei den Prügeleien mit den Riesen ganz wohl gefühlt.

 

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Heidrun

 

Die Himmelsziege Heidrun gab keine Milch sondern aus ihrem Euter floss Met. Von ihm tranken die gefallenen Krieger, die bei Odin gelandet waren (merkwürdig, mit was man die Leute so lockt, damit sie unmögliche Dinge tun). Ihr Futter bekam die Ziege von der Weltesche Yggdrasil, deren Blätter sie fraß.

 

Julebuk

 

Das nordische Weihnachtsfest, Jul, ist voll heidnischer Bräuche. Thors Ziegenbock, dient noch heute, als aus Stroh geflochtener Julebuk, zur Weihnachtsdekoration.

 

Julebuk

 

Klodshans

 

Während also Ziegen und Ziegenböcke in der vorchristlichen Zeit hoch geachtete wurden, merkt man später, z. B. in dem Märchen von H. C. Andersen ‚Klodshans’ (Tölpel-Hans), wie sich die Achtung gegenüber den Tieren gewandelt hat. In diesem Märchen, kurz erzählt, gewinnt ein ziemlich skurriler Typ durch allerlei Döneken, unter anderem dem Reiten auf einem Ziegenbock, die Hand einer Königstochter.

 

De tre bukke bruse

 

Das nordische Märchen von den drei Ziegenböcken, einer groß, einer mittel und einer klein, die auf einer Seite eines Baches auf einer mageren abgegrasten Wiese lebten. Auf der anderen Seite des Baches war eine üppige Wiese. Über den Bach führte ein Steg und darunter lebte ein böser Troll. Der kleinste versuchte über den Steg zu kommen. Da kam der Troll und wollte ihn fressen. Aber der kleine sagte, lass mal lieber, nimm lieber meinen Bruder, der ist größer und fetter. Also ließ er ihn laufen. Dann ging der mittlere. Das gleiche Spiel. Dann kam der größte. Als der Troll ihn nun fressen wollte senkte der Bock die Hörner und stieß den Troll in den Bach. So kamen sie alle heil rüber.

 

An dieser Geschichte hängt viel Verständnis vom Verhalten der Ziegen. Sowohl Böcke wie Ziegen sind am liebsten unter sich. Ziegen leben nun mal von Natur aus nicht in monogamen oder in patriarchischen Familien sondern nach Geschlechtern getrennt und kommen nur zur Paarungszeit im Herbst zusammen. Reine Bockgruppen sind meist ungemein ruhig und friedlich, prügeln tun sie sich nur, wenn Mädels in der Nähe sind.

 

 

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